Immer mehr Kinder leiden an Bewegungsstörungen

Immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland leiden nach Angaben der Krankenkasse KKH an motorischen Entwicklungsstörungen. Der Anteil der betroffenen 6- bis 18-Jährigen stieg zwischen 2012 und 2022 von 2,1 auf 3,1 Prozent, wie die KKH am Montag in Hannover unter Berufung auf ihre Versichertendaten mitteilte. Das sei ein Anstieg um 44 Prozent. Ursache sei Bewegungsmangel.

Dabei ist Bewegungsmangel in jungen Jahren besonders schädlich beeinträchtige langfristig die körperliche Fitness und Wohlbefinden. Bewegungsmangel führe zu weniger Ausdauer, Beweglichkeit, Muskelkraft und Koordinationsfähigkeit. Das könne langfristig fatale körperliche wie seelische Folgen haben. Daher sei es wichtig, den Grundstein für gesunde Bewegungsgewohnheiten bereits in der Kindheit zu legen.

Ärztezeitung: Immer mehr Kinder leiden an Bewegungsstörungen

WHO-Studie: Kinder und Jugendliche bewegen sich zu wenig

Zum gleichen Ergebnis kommt eine WHO-Studie. 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen weltweit bewegen sich demnach nicht ausreichend. Zudem ließen sich mehr als fünf Millionen vorzeitige Todesfälle jedes Jahr vermeiden, wenn sich die Bevölkerung weltweit mehr bewegen würde. Aus diesem Grund hat die WHO neue Aktivitätsempfehlungen für verschiedene Bevölkerungsgruppen herausgegeben.

Die WHO empfiehlt in ihren neuen Richtlinien für alle Kindern und Jugendlichen im Alter von fünf bis 17 Jahren, mindestens 60 Minuten pro Tag mit moderater bis hoher Intensität aktiv zu sein. Zudem sollten hochintensive Aktivitäten sowie solche, die Muskeln und Knochen stärken, an mindestens drei Tagen pro Woche durchgeführt werden, da körperliche Aktivität bei Kindern und Jugendlichen mit verbesserter körperlicher, geistiger und kognitiver Gesundheit verbunden ist. Weiterhin sprechen die neuen Richtlinien die Empfehlung aus, die Zeit, die Kinder und Jugendliche im Sitzen verbringen, zu begrenzen. Dies betreffe insbesondere die Zeit, die sie am Handy oder vor dem Computer verbringen.

So Prof. Renate Oberhoffer-Fritz, die den Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie der TU München leitet, dessen Forschungsschwerpunkt die Prävention von Erkrankungen, insbesondere des Herz-Kreislauf-Systems, im Kindes- und Jugendalter ist. Und bitte kein eSport:

„eSports als sportlicher Gebrauch von Videospielen beinhaltet zwar eine gewisse eigenmotorische Betätigung, taktisches Denken und kommunikative Fähigkeiten, kann aber Sport und Bewegung keinesfalls ersetzen. Der Einsatz digitaler Technologien kann allerdings dazu beitragen, körperliche Aktivität zu fördern, zum Beispiel durch App-gesteuerte Bewegungsinterventionen oder durch Nutzen digitaler Landkarten.“ (Prof. Dr. med. Renate Oberhoffer-Fritz)

Zeitschrift: Der niedergelassene Arzt
WHO-Studie – Kinder und Jugendliche bewegen sich zu wenig

WHO: World Health Organization 2020 guidelines on physical activity and sedentary behaviour (Bull FC, et al. Br J Sports Med 2020;54:1451–1462. doi:10.1136/bjsports-2020-102955 )

Siehe auch: Bildschirmzeit im Kindergartenalter
Zu viel Medienkonsum schadet der Psyche von Kindern.
Fernsehen, Online-Spiele und soziale Medien sind auch für Drei- bis Sechsjährige bereits ein Thema. Für ihre psychische Gesundheit gilt: Je weniger, desto besser. Dabei kommt es auch auf die konsumierten Inhalte an.